Aus dem Tagebuch eines (SAXBO)-Bahnlegers

27. Februar 2021

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf! Das hört man oft. Für SAXBO gilt das auch, besonders dieses Jahr. Wegen der Verschiebung in den Herbst im letzten Jahr sind eben nur sechs Monate Zeit. Das gab es zuletzt im Jahr 2000. Da wurde zwischen den SAXBOs einfach mal so im Oktober die DM Lang „eingeschoben“.

Also ran, zur Bahnlegung. Eigentlich kann man es nicht mehr hören. Oder? Warum kommen „die“ jedes Jahr immer wieder? Zwischen Waltersdorf und Lückendorf sind nur 10 km Luftlinie. Dazwischen geht es immer hin und her. Jetzt schon 29 Jahre. Ob jemand bei allen Läufen dabei war? Leider war es am Anfang noch nicht so mit Internet... ähm...zurück zur Bahnlegung. Wo gehen wir denn dieses Jahr hin? Diese  Karte hatten wir doch eigentlich für den BRL zur DM Sprint 2020 gedacht!?! Ach so, sie verdirbt. Haltbarkeitsdatum und so, also jetzt raus damit ans OL-Volk. Mit der Karte war Volkers Traum in Erfüllung gegangen, das Gelände wollte er schon immer. Dafür hat er sogar den Naturschutz beschwatzt, damit sie uns bisschen Drumherum schnuppern lassen. Eigentlich sollte man denken, dass nach fast dreißig Jahren auf den 10 km alles schon mal da war, aber weit gefehlt. Es reicht die OL-Karten vom Zittauer Gebirge zusammenkleben und schon zeigt sich die Lücke ...ähm... zurück zur Bahnlegung.

Wer schon mal bei mir zu Hause war, der weiß, ich habe sogar ein Bahnlegerzimmer. Also das ist nur ein kleines Büdchen mit einer weißen Keramik in der Mitte. Gegenüber der Sitzgelegenheit ist aber immer die nächste Karte im vergrößerten Maßstab angeklebt. Andere nehmen sich die Zeitung mit, ich habe eben die Karte.

Also wie fange ich an? Start muss für die Kinder machbar sein. Mit uns paar Leuten können wir uns keinen zweiten Start leisten. Früher konnte man damit auch in den Wald, aber heute? Wir brauchen Platz. Hygienekonzept wird wohl auch diesmal gefragt sein. Da braucht man wieder wenigstens zehn Meter Breite. Männer und Frauen getrennt. Genau wie früher... also im letzten Jahrhundert. Aber wo? Drei gutaussehende Plätze hatte Rolf schon geprüft. Leider alles negativ, nicht brauchbar. Gott sei Dank habe ich ihn dafür, denn aktuell darf ich ja als „Nachbarlandbewohner“ nicht rein, nach Deutschland. Mh, ok, also doch raus auf die Wiese? Dort ist aber oft Trinkwassereinzugsgebiet.

Apropos trinken, ich habe Durst. Erst mal in den Keller. Prost! ...ähm...weiter, zurück zur Bahnlegung. Start... ich muss die Kinder wieder zurück zum Ziel bekommen. Gut, dort könnte es gehen. Freie Fläche. Besitzer kenne ich... muss ich mal anrufen, ob wir für drei Stunden dort drauf dürfen. Wird schon gehen, ist auch Sportler...Ski...kennt René Sommerfeldt und Viola Bauer. Also los geht’s. Die 12er noch zusammen, die 14er lieber trennen. Die Jungs rennen schon wie die Stiere, die Mädels bisschen vorsichtiger.

Eigentlich habe ich einen großen Vorteil. Ich kann in den Ergebnislisten der letzten Jahre stöbern und sehe dort, was ich einfach so übernehmen kann oder anders machen muss. Man sollte meinen, dass es so funktioniert aber dann ist oft irgendwie alles anders. Einmal in Lückendorf, da wurden die passenden Bahndaten der vergangenen Jahre im gleichen Gelände übernommen. Kann eigentlich nichts schiefgehen. Oder doch? Kann! Regen, Kälteeinbruch, Schnee, glatt. In den Hängen und zwischen den Steinen nahm jeder natürlich das Tempo raus, sonst viel zu gefährlich. Ergebnis davon? Bei vielen Bahnen die Siegerzeiten weit drüber. Oder einmal irgendein Elitemann meldet in der H21AK und gewinnt mit 17 Minuten Vorsprung. Die Siegerzeitvorgabe war damit total überzogen. War es deshalb eine schlechte Bahn? Ich hoffe nicht. Wer meine Bahnen kennt, weiß, das Auge läuft mit. Wenig Wege, bisschen ruppig, viel Felsen und Mulden und immer mal einen Blick in die Ferne, sofern man sich die Sekunde nimmt und den Kopf noch hochbekommt. Ich mag die kleinen Postenstandorte daneben, wenn es geht Bahnkreuzungen und wenigstens einen langen Schlag zwischendurch. Wer zu SAXBO kommt, sollte wissen, worauf er sich einlässt.

...ähm... also los, bisschen kreativ sein. Sieht doch gar nicht so schlecht aus. Kinderbahnen kann man so lassen. Die 14er Mädels nicht zu schwer? Wenn ich mir die Siegerzeiten der letzten Jahre anschaue, geht so. Manchmal übertreibe ich es ja bei den reiferen Mädels. Ich hoffe die sind mir nicht zu sehr böse. Also erst mal bei einer Bahn die Höhenmeter zählen. Upps, ich glaube da muss ich noch einmal den Böschungshobel ansetzen. Bei einer SWISS O-Week gab es mal einen Bergab-OL, dass müsste man mal machen...oder Nacht-OL...oder nur Felsen...ähm...zurück zu Bahnlegung, usw. usw.

Und in sechs Wochen? Theoretisch steht der Wettkampf, diesmal wegen Corona nur 17 Bahnen, manchmal sind es 22. Erste Besichtigung im Wald war schon, Markierungen können beginnen, manche Postenstandorte sind nicht machbar oder unklar, also weg vom Standort oder Karte neu zeichnen. Letztes Jahr haben Robert und Rolf das super gemeistert und in zwei Wochen eine überarbeitete Karte gezaubert, ein Traum.
Dann immer und immer wieder drüber schauen, Bahndaten und Postenbeschreibung online stellen, Kartenlayout abschließen. Meldeschluss naht, Drucktermin ist ran. Druckzahlen? Passt alles?

Und dann ist er da, der Tag „X“. Posten setzen und kontrollieren, der Start kann kommen. Die Hilflosigkeit, jetzt keinen Einfluss mehr auf die Bahnen nehmen zu können, ist gewaltig. Gern stehe ich im Ziel und lausche den ersten Gesprächen über die Bahn. Die meisten wissen ja nicht, dass ich es verbrochen habe. Viele suchen aber auch direkt das Gespräch. Lobende Worte sind natürlich Balsam auf der Seele, aber wichtig ist konstruktive Kritik, dass hilft mir fürs nächste Mal. Ich weiß schon, welcher Spruch am Abend kommt: Nach dem Lauf ist vor dem Lauf!

Welches Gelände planen wir nächstes Jahr? Das Bahnlegerzimmer braucht ein neues Poster...

bis bald, Euer Kuddel